Café

<---- Wald vor dem Palast

Dort angekommen ließ Lluvia ihre Schwingen im Rücken verschwinden. Sie setzte sich sofort an einen freien Tisch mit drei Stühlen. Das Café war recht leer, kein Wunder, bei den Preisen, aber es war ja auch verdammt lecker. Garantiert würde Hikaru Aufmerksamkeit geschenkt bekommen und sie müssten nicht so lange warten, wie normale Gäste. "Da wären wir." Alles in allem war es sehr nett und aufwändig gestalltet. Ein paar Pflanzen waren zur Dekoration an den richtigen Orten hingestellt worden und es herrschte ein angenehmer Duft, der den Raum füllte und zum Appetit anregte.

<-- Wald vor dem Palast

Hikaru landete grazil direkt neben Lluvia und die riesigen Schwingen zogen sich zurück. Die wenigen Leute, die sich in dem Café tummelten, schwiegen auf der Stelle und starrten zu ihr herüber. Die Fürstin seufzte und nahm neben Lluvia Platz. 'Immer dasselbe!', dachte sie und wartete darauf, dass die Bedienung von ihrem Erstaunen erwachte und die Bestellung aufnahm, bzw. ihnen zuerst einmal eine Karte brachte. Die Leute um sie herum begannen unsicher weiter zu reden.

<--- Wald vor dem Palast

Im Café angekommen landete Shi neben Lluvia und Hikaru. Danach zog er seine großen schwarzen Schwingen ein. Als er neben den beiden, am Tisch platz nahm bemerkte er gleich wie viel Aufmerksamkeit die Königin auf sich zu und wie diese das wohl ziemlich nervte, da er ihren Gedanken genau gehört hatte. Unschlüssig darüber was er essen oder trinken wollte, wartete er, zusammen mit seiner Begleitung, auf die Bedienung.

Schon bald traute sich doch tatsächlich ein älterer Herr im Anzug an ihren Tisch. //Ah, gefallener Elf mit ausgereifter Seele, bestimmt ein Leckerbissen.// Aber als sie mit ein paar höflichen Worten die Karten gereicht bekamen, verflog der Gedanke und sie freute sich schon auf den anderen, viel süßeren Leckerbissen. Als er ging, um ihnen Ruhe bei der Wahl zu geben, lehnte er sich ein wenig weiter zu den anderen. "Alle sind hier so steif, als hätten sie einen Stock verschluckt. Ich denke, dass ich nicht noch einmal mit dir Essen gehen kann, meine Liebe." Sie lächelte Hikaru verschmitzt an und schlug dann, ohne auf eine Antwort zu warten die Karte auf.

Hikaru erwiderte das verschmitzte Grinsen Lluvias, auch wenn es sie ein wenig überraschte. "Tja ... ich kann nichts dafür, dass meine Ausstrahlung so einmalig ist!", meinte sie und warf einen Blick in die Karte. Dann legte sie diese zur Seite und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie würde irgendetwas Kuchenähnliches essen, hatte sie sich überlegt.

Während Hikarus und Lluvias kleiner Unterhaltung sah Shi auch einen Moment lang in die Karte, währenddessen schwieg er. Seine Wahl viel ihm nicht schwer, denn er würde mit Sicherheit ein Eis essen, auch wenn er der letzte war, der danach aussah. Sein Blick viel auf die anderen Leute die im Café saßen, welche wirklich von Hikarus Anwesenheit leicht versteift waren. In diesem Moment dachte Shi darüber nach wie es eigentlich zu diesem Treffen hier kam. Ein leises Lachen entfuhr dem Dämon.

Sie sah Hikaru überrascht an. Also hatte sie doch einen Sinn für Humor, dann blickte sie amüsiert zu Shi, der leise lachte. "Warst du noch nie mit jemanden essen und freust dich darüber nun?" Sie hatte sich entschieden, die Schokoladencrémetorte zu nehmen. Dazu vielleicht noch einen Tee - wenn sie schon einmal hier waren. Entspannt lehnte sie sich nach hinten und musterte aus den Augenwinkeln nun ihrerseits auch die Leute. Viele sahen ehrfürchtig zu Hikaru und andere etwas ägstlich. Nicht nur der Dämonenkönigin schenkten sie Aufmerksamkeit und Lluvia musste versuchen ihr Kichern hinter der Hand zu unterdrücken. "Shi, ich denke, wir hätten uns vorher umziehen und waschen sollen.", flüsterte die Dämonin. Beide von ihnen waren voller Dreck, Splitter und Blut. Die Kleidung zerschlissen und auch die Haare sahen recht zerzaust aus.

Hikaru lehnte sich in dem Stuhl zurück und winkte einen Kellner zu sich. Der kleine Dämon kam mit gesenktem Kopf an den Tisch getrottet und meinte mit bebender Stimme: "Was kann ich ihnen bringen?" Die Fürstin schnappte sich wieder die Karte, welche sie zuvor zur Seite gelegt hatte, schlug sie auf und deutete mit ihrem langen Zeigefinger mit den blutrot lackierten Nägeln auf die Mandarinentrorte und der kleine Dämon machte sich eilig Notizen, bevor er die anderen Beiden leicht irritiert ansah.

Der Appetit Shis schlug plötzlich um und er bestellte sich ein Stück Erdbeersahnetorte. Irgendwie mochte er Erdbeeren momentan besonders gerne. Dann sah er an sich hinunter. "Ja, du hast recht Lluvia", kicherte er. Die Kleidung der Dämonin und seine waren völlig hinüber, was dazu führte, dass sie wohl beide keinen sehr ansehnlichen Eindruck auf die umgebenen Personen machten.

Nachdem sie dem schlotterndem Dämon - welcher sich ihrer Meinung nach nicht so nennen dürfte - ihre Bestellung gegeben hatte, kam auch bald ihre Schokotorte und ein schwarzer Tee. Es war wirklich merkwürdig in der Begleitung von der Dämonenkönigin zu essen. Sie hatte sich nie die Mühe gemacht, Hikaru besser kennenzulernen, vielleicht mochte Lluvia sie deswegen nicht. Obwohl ihr auffiel, dass sie niemanden mochte, den sie nicht kannte. Vielleicht sollte sie an dieser Einstellung etwas ändern. "Mh, sieht das gut aus~" Völlig hingerissen widmete sie sich nun der süßen Versuchung.

Als die Bestellungen kamen, natürlich waren sie schneller fertig als gewöhnlich, nahm Hikaru die kleine Gabel und widmete sich allein dem Kuchen. Nach kurzem Schweigen und Essen sah sie zu Lluvia und nickte. "Es sieht nicht nur gut aus, es schmeckt auch gut. Ich muss sagen, ein schönes Café hast du da ausgesucht ..." Sie lächelte die Dämonin an und sah sich dann ein wenig um. Das Ambiente war, ihrer Meinung nach, vielleicht etwas zu kitschig aber sie wollte sich nicht beschweren, denn die Qualität der Speisen war umwerfend. Die Fürstin musste zugeben, dass ihr Schlosskoch da kaum mithalten konnte.

Als schließlich das wunderbare Stück Erdbeersahnetorte auf den Tisch gestellt wurde, packte die süße Versuchung auch Shi. Mit einer Kuchengabel pickte er zuerst die Erbeere die auf einem Sahnehäufchen lag auf und aß sie genüßlich. Danach folgte langsam der Rest des Stückes. Nie zuvor hatte er irgendwo bessere Torte gegessen als in diesem Café. Also eins musste er Lluvia lassen: sie hatte eine sehr gute Wahl getroffen.

Als die Schokolade in ihrem Mund schmolz und sie die Köstlichkeit heruntergeschluckt hat, antwortete sie zufrieden. "Mhmhh. Kaum zu glauben, dass ich meine Figur halten konnte. Ihr wollt gar nicht wissen, wie oft ich hier bin." Ah, die Créme war göttlich~ Wieder schob sie sich eine Kuchengabel voll Torte in den Mund und schloß genießerisch die Augen. Diese Schokolade...

Hikaru lächelte. Sie brauchte sich um ihre Figur keine Gedanken zu machen. Das, ihrer Meinung nach, einzig Tolle an ihrem Körper war die Tatsache, dass sie nicht zunahm, egal was sie aß. Sie schob sich einen Happen nach dem anderen in den Mund. "Mhh ...", meinte sie nur und schob den leeren Teller von sich weg. Dann faltete sie die Hände zusammen und stützte sich auf dem Tisch ab. "Es würde theoretisch reichen, wenn ihr Beide mich begleitet ...", überlegte sie laut.

Shi war von seinem Tortenstück sehr angetan und es dauerte nicht lange bis er es aufgegessen hatte. Als Shi dann das von Hikaru hörte war er sehr erstaunt. "Hoheit... sie wollen auch das ich sie begleite? Wie kommt es dazu wenn ich fragen darf?", seine Stimme klang überaus überrascht und das war er auch. Sein Leben lang hatte er als Kopfgeldjäger gearbeitet und nun bot sich ihm eine völlig neue Chance.

Lluvia verschluckte sich beinahe an ihrem Tortenstück und hustete kurz auf, damit sie nicht erstickte. "Wie bitte?" Entsetzt sah sie Hikaru an. Das sie mitkommen sollte war ihr bewusst und sie hatte damit gerechnet, dass Anathial mitkommen würde, was natürlich auch problematisch geworden wäre. Nun aber Shi mitzunehmen, mit dem die Dämonin gerade gekämpft hatte? Er war sehr stark, das musste sie zugeben, dennoch kannten sie ihn gar nicht. Lluvias Blick irrte zu dem anderen Dämon, der freudig überrascht schien und dann wieder zu ihrer Herrin.

Hikaru blickte beide Dämonen ernst an und meinte an Shi gerichtet: "Nun, ich habe deine Stärke gesehen, mein Lieber." Dann sagte sie zu Beiden: "Und wenn ich mir eure beiden Kräfte zusammen ansehe, so finde ich es äußerst schade, dass ihr euch bekämpfen wollt. Ihr würdet ein Spitzenteam abgeben." Die Fürstin blieb in der Haltung sitzen wie zuvor und nickte, um sich selbst zuzustimmen.

Es überraschte Shi nicht besonders das Hikaru von seinen Kräften angetan war und auch Lluvia gehörte ganz bestimt nicht zu der schwachen Sorte. Ihm war schon fasst entfallen, wieso er überhaupt gegen die Dämonin gekämpft hatte. Wahrscheinlich weil er ins Schloss eingedrungen war. "Was genau hast du denn jetzt vor Hikaru? Wie sind deine Pläne für die nahe Zukunft?", fragte er interessiert.

Sie musterte Hikaru immer noch verdutzt. "Aber Anathial ist mein eigentlicher Partner. Obwohl, er hört ja eh kaum auf jemanden." Sie nahm ihren letzten Bissen Torte und schob den Teller von sich weg. Nach ein paar Schlucken Tee, nickte sie auf Shis Worte hin. "Ja, genaueres würde ich auch gerne erfahren. Immerhin, bin ich eine deiner stärksten und nahestehendsten Gefolgsleute." Wenn sie so an Anathial dachte, fiel ihr sofort auf, was der Unterschied zwischen ihnen war. Anathial hörte auf niemanden, während sie sich teilweise noch von Hikaru einschüchtern lies... gegen ihren Willen.

Die Fürstin lehnte sich zurück und blickte Lluvia an. "Nunja ... Anathial mag dein Teampartner sein, aber sein Charakter und seine Loyalität lassen zu wünschen übrig, weshalb ich ihn nur ungern mitnehmen würde." Dann sah er beide abwechselnd an, während sie so leise, dass es außer ihnen keiner hören konnte, erklärte: "Ich habe vor, in das Land der Geister zu reisen. Ihr habt sicher schon von diesem gefährlichen Ort gehört, nicht wahr? In einem alten Buch meines Vaters steht, wie man Verstorbene für eine kurze Zeit wieder erweckt, einen Geisterbeschwörung also." Sie seufzte kurz. "Und das ist gefährlich, da ich über ein Drittel meiner Kräfte dabei für einige Zeit außer Gefecht setzen muss. Und das schwächt mich ungemein, weshalb ich den Weg zurück allein nicht schaffen würde. Und auch das Sprechen mit den Geistern wäre zu gefährlich für mich allein, denn Geister sind hinterlistige und blutrünstige Wesen."

Shi hörte sich an was die Königin zu sagen hatte. "Du willst also das wir dich dorhin begleiten wenn ich das richtig verstanden habe oder?" Er dachte einen kurzen Moment nach. "Ich komme mit, aber was wird für mich dabei herausspringen?" Nun zierte ein Grinsen das Gesicht des Dämons und er war sich sehr sicher, dass er ohne eine Entlohnung Hikarus nicht Teil ihrer Eskorte werden würde.

Lluvia nickte abermals. Das wusste sie auch. Anathial hatte seinen eigenen Kopf und so wie es aussah, würde Shi alles tun, wenn er nur genügend Geld bekäme. "Nun ja, ich denke, ich habe keine große Wahl, aber da ich mich eh die ganze Zeit langweile, wenn ich im Palast vor mich hinkrepiere, komme ich mit." Sie gestikulierte aufbrausend mit der Hand. "Aber, ich möchte ein neues Zimmer. Mit großem Bad, wie das vorherige." Die Dämonin grinste ihre Meisterin an. Man sollte es kaum glauben, doch bis zu einem gewissen Grad, war selbst sie loyal.

Hikaru zuckte mit den Schultern und meinte: "Über Belohnungen lässt sich leicht diskutieren, für mich ist das kein Problem. Keine Sorge, ihr werdet natürlich genügend entlohnt." Die Fürstin war nicht geizig, wusste aber sehr gut mit Geld umzugehen, weshalb sie sich keine finanziellen Schwierigkeiten aufhalste, was auch gut so war. Sie war erleichtert, dass die beiden Dämonen keinerlei Anstalten machten, nicht mitkommen zu wollen. Denn so mächtig die Fürstin auch war, gegen Geister hatte selbst sie keine Macht.

Shi nickte Hikaru zu. "Also gut, ich werde mitkommen." Mit ziemlicher Sicherheit wusste Shi das er von der Fürstin eine beachtliche Belohnung erhalten würde. Im Moment gab es für ihn sowieso nicht so viele Aufträge die ihn interessierten. So willigte er also ein. "Wann soll es denn losgehen, Hikaru? Es wäre wirklich gut, wenn du mir noch ein paar nähere Informationen geben könntest, damit ich mich optimal darauf vorbereiten kann.", gab er selbstbewusst von sich.

Lluvia lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. "Nun ja, ich denke, dass ich so oder so mitkommen würde." Sie lächelte beide an. Doch eine kleine Bemerkung an Shi konnte sie sich nicht verkneifen. "Habe ich dich so überanstrengt, dass du dich noch vorbereiten musst?" Die Dämonin strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht und nippte dann wieder an ihrem Tee.